Wenn ich dir sage, was ich brauche - bin ich dann zu viel für dich? Dein Selbstwert und du.

Wenn ich dir sage, was ich brauche - bin ich dann zu viel für dich? Dein Selbstwert und du.

Denise Winter
von Denise Winter

Oft ist es die Angst, die uns lahm legt. Das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren und handlungsunfähig zu werden, wenn wir es nicht in der Hand haben, wie eine Situation ausgehen könnte. Wenn das, was aus unseren Handlungen folgen könnte, für uns nicht mehr steuerbar ist. Dann werden wir unruhig und schwimmen, statt fest zu stehen. Dann wird der Boden unter uns weich und die Sicht nach vorne trüb. So fühlen wir uns natürlich nicht sicher und gut, keiner entscheidet sich bewusst dafür. Wenn wir also vor der Situation stehen, dass wir Abwägen können zwischen der Unsicherheit und dem was sich scheinbar sicher anfühlt, dann wählen wir in den Regel die Sicherheit. 

Auch wenn wir wissen, dass es langfristig wahrscheinlich die falsche Entscheidung war, dass wir wenig oder nichts verändern werden, dass wir uns nur geringfügig weiterentwickeln und uns so wenig selbst begegnen können. Vor lauter Angst gehen wir also dann doch manchmal lieber kein Risiko ein. Wir halten uns zurück und sprechen das, was es bräuchte, lieber doch nicht aus. 

Ich würde behaupten, dass es Lebensmomente gibt, in denen die Entscheidung für Sicherheit genau richtig ist. "Entscheide, welche Schlacht du kämpfen willst", sagte mir mal jemand. Du kannst also nicht in jeder Lebenslage immer für dich und deine Bedürfnisse einstehen. Es geht ja auch nicht immer um dich - das ist also auch völlig OK und gehört dazu. Die frühkindlich entwickelte sogenannte Frusttrationstoleranz wird dich dabei unterstützen, dass auszuhalten. 

Schwierig wird es für dich, wenn du dieses Verhaltensmuster in all deinen Beziehungsebenen anwendest. Dann findest du, mit dem, was du brauchst und benötigst nämlich nicht mehr aktiv statt. Dann hast du Glück, wenn unter den Menschen deines Lebens auch welche dabei sind, die sich aktiv mit dir beschäftigen und dich fragen, ob du etwas brauchen könntest. 

Und wenn das nicht passiert? Was, wenn mich keiner sieht mit dem was ich brauche?

Einige Menschen sind es so gewohnt, immer nur dann auf "ihre Kosten zu kommen", wenn andere Menschen schlichtweg erraten was sie gerade benötigen oder brauchen. Das hat oft zur folge, dass sie in absolute Abhängigkeit geraten. Immer nur dann, wenn jemand anders weiß und umsetzt, was gebraucht wird, fühlen sie sich gesehen und gemeint. Wenn das nicht passiert, dann werden sie zum Opfer der Gesellschaft, die Schuld für ihr Unwohlsein müssen dann meistens andere tragen. 

Doch wer anderen die Schuld für das eigene Gefühl gibt, der gibt das Heft des Handelns aus der Hand und macht sich abhängig.

Das Zauberwort ist Selbstwert

Zu äußern, was wir brauchen ist für manche Menschen selbstverständlich. Wieder andere hadern allein beim Gedanken daran. Man möchte sich selbst nicht so wichtig nehmen, sich mit den eigenen Bedürfnissen nicht in den Vordergrund stellen oder vielleicht sogar belastend für andere sein. 

Vielleicht kennst du das, wenn du gerade wirklich bedürftig bist und vielleicht sogar genau sagen kannst, was du gerade brauchst. Nur: Wem sollst du es sagen und wann? Was, wenn die Person da gerade gar keine Kapazitäten hat, was wenn du mit deinen Bedürfnissen gerade viel zu viel verlangst? Was, wenn deine Wünsche belanglos sind und du jemandem anderen die Zeit stiehlst? 

Das Zauberwort in diesem Kontext ist Selbstwert. Darunter versteht man "die Bewertung, die man an sich selbst vorgenommen hat". Empfindet man also die eigenen Bedürfnisse und Themen als belastend und zumutend für andere, dann hat man sich selbst schon eine Bewertung gegeben. In diesem Fall eine negative. 

Menschen mit einem ausgeprägten Selbstwert würden ihre Bedürfnisse und Wünsche womöglich als äußerst wichtig empfinden und haben in der Regel keinerlei Scheu, diese zu benennen und die nötige Beziehung oder Unterstützung anderer einzufordern. 

Wie kann ich meinen Selbstwert steigern?

Der Selbstwert ist das Gefühl des eigenen Wertes und der Anerkennung, die man sich selbst gibt. Ein gesundes Selbstwertgefühl ist wichtig für das psychische Wohlbefinden und das allgemeine Glück. 

Um das für dich besser zu entwickeln, kannst du hier ein paar kleine Schritte befolgen. Wichtig dabei ist immer, dass wir uns selbst in der Reflexion und durch die Resonanz anderer besser entwickeln können. Es braucht einfach einen anderen Menschen, um sich selbst, die eigenen Gefühle und Gedanken in den Kontext zu setzen und daran zu wachsen. Mit sich selbst, allein für sich, wird das schwierig. Vertraue dich jemandem an, mit dem zu über dich sprechen möchtest. 

Manchmal ist das leichter, wenn man die Person nicht direkt kennt, es also nicht deine Mutter, Schwester, Freundin o.ä. ist. Es fällt dann leichter, sich selbst nicht als Belastung zu empfinden und die subjektiven Bewertungen deines Gegenübers fallen so auch weg.

Selbstreflexion: Nimm dir Zeit, um über deine Stärken, Schwächen, Ziele und Werte nachzudenken. Verstehe, wer du bist und was dir wichtig ist.

Positive Selbstgespräche: Achte auf deine inneren Dialoge. Ersetze selbstkritische oder negative Gedanken durch positive, aufbauende Aussagen. Vermeide Selbstverurteilung. Alles was du aussprichst, hören deine auch Ohren!

Selbstakzeptanz: Akzeptiere dich selbst, einschließlich deiner Fehler und Unvollkommenheiten. Perfektion ist niemals das Ziel! Manchmal ist es schwer das anzunehmen, in einer Zeit, in der wir so viel unechte, scheinbare Perfektion durch soziale Medien vorgelebt bekommen. Doch auch diese Menschen haben ihre Themen, Unsicherheiten und Konflikte. Das ist menschlich und gehört zum Leben dazu!

Setze realistische Ziele: Setze erreichbare Ziele, die deinen Fähigkeiten und Interessen entsprechen. Wenn du diese Ziele erreichst, steigert das dein Selbstvertrauen. Das Prinzip der kleinen Schritte kann dir gut dabei helfen.

Erfolgserlebnisse: Suche nach Aktivitäten oder Aufgaben, die dir Freude bereiten und in denen du erfolgreich sein kannst. Erfolgserlebnisse stärken das Selbstwertgefühl.

Selbstfürsorge: Pflege deinen Körper und Geist. Eine gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung, ausreichend Schlaf und Stressmanagement sind wichtig.

Soziale Unterstützung: Verbringe Zeit mit Menschen, die dich schätzen und unterstützen. Eine starke soziale Unterstützung kann deinen Selbstwert steigern.

Lerne aus Rückschlägen: Betrachte Rückschläge und Misserfolge als Gelegenheiten zum Wachsen und Lernen, anstatt sie als Bestätigung deiner Unzulänglichkeiten zu sehen.

Grenzen setzen: Lerne, "Nein" zu sagen, wenn du etwas nicht möchtest oder dir schadet. Respektiere deine eigenen Bedürfnisse und Grenzen.

Therapie und Beratung: Wenn du Schwierigkeiten hast, deinen Selbstwert zu stärken, kann professionelle Hilfe von einem Therapeuten oder Coaches sehr hilfreich sein. In meiner Praxis ist genau das immer wieder ein wichtiges Thema und ich unterstütze meine Klient*innen auf dem Weg zu mehr Selbstwert.

Den eigenen Selbstwert aufzubauen und zu pflegen, ist ein fortlaufender Prozess. Es erfordert Zeit und Geduld. Es ist wichtig, daran zu arbeiten, denn ein gesundes Selbstwertgefühl beeinflusst dein allgemeines Wohlbefinden und deine Beziehungen positiv.

Zu sagen was du brauchst, bringt dir...

Es ist einfach manchmal nicht leicht, anderen Menschen zu sagen, was uns beschäftigt oder was wir brauchen. Schließlich beanspruchen wir dann einen Raum für uns und das birgt immer die Gefahr, dass wir zu viel, zu laut oder zu belastend sein könnten. 

Wenn du es schaffst, dich sicher mit deinen Inhalten öffnen zu können, dann kannst du deine Beziehungen auch sehr viel vertrauensvoller und ehrlicher gestalten und damit sehr viel verbundener werden. Es birgt eine unglaublich wertvolle Tiefe, wenn man einander sagen kann, was man braucht. 

Ich wünsche dir, dass du aus den Inhalten dieses Artikels für dich etwas mitnehmen kannst um deine Beziehungen vor allem für dich sicherer und vertrauensvoller gestalten zu können. 

Viele liebe Grüße, 

Denise


Wenn du Interesse an einem Coaching hast, um zum Beispiel dein Selbstwertgefühl zu steigern, dich in dir sicher und stabil zu fühlen oder du dich persönlich weiterentwickeln möchtest, melde dich gern bei mir.

Denise Winter
Denise Winter
Pädagogin und Coachin

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