"Wenn du dich selbst liebst, dann brauchst du keinen anderen mehr. Dann bist du mit dir zufrieden und niemand kann dir das nehmen."
BULLSHIT!
Ich höre das wirklich super oft von meinen Kollegen im Coaching. "Wenn ein Mensch lernt, dass er selbst genug ist, dann kann er inneren Frieden finden." Und wenn ich daraufhin frage, wie gut das in der Wirklichkeit funktioniert, und ob die Kollegen das auch selbst so leben, dann bekomme ich meistens fragende oder irritierte Blicke. Selbstliebe ist eben für alle Menschen generell eine Herausforderung.
Als Coachin reicht es eben nicht aus, dumme Phrasen zu zitieren und schlaue Sprüche rauszuhauen. Wir arbeiten mit Menschen an zum Teil sehr verletzlichen Lebensbereichen. Also sollten wir dringend damit beginnen, diese Inhalte mit Respekt, Wertschätzung und Vertrauen zu begegnen - den Menschen zu meinen, der vor dir sitzt und nicht nur irgendwelche Methoden aus dem Koffer zu holen oder Zitate zu präsentieren. Menschen brauchen authentische, wertschätzende und achtsame Resonanz. Und genau das ist mein Beruf!
Wer kann den behaupten sich selbst zu lieben? Was bedeutet denn Liebe? Wie sieht Liebe aus, wie fühlt sich so eine Liebe zu sich selbst an? Könnte das bitte mal einer beschreiben und eine Idee davon skizzieren?
Es ist schwer, sich selbst zu lieben. Denn zu lieben bedeutet, jemanden durch einen ganz definierten, liebevollen, meist positiv-bewertenden, sorgsamen, vergebenden und achtsamen Blick zu betrachten. Das gelingt uns bei anderen Menschen - nur: Gelingt uns manchmal das bei uns selbst auch? Können wir diesen Blick nach innen richten, mit uns liebevoll, achtsam und wertschätzend sein? Uns verzeihen, wenn wir Fehler machen? Versöhnend sein, wenn wir innere Konflikte fühlen?
Es ist schwer, sich selbst zu lieben!
Vielen Menschen gelingt das nur wenig, manchen gar nicht.
Die Liebe zu dir selbst beginnt schon im Mutterleib. Schon bevor wir das Licht der Welt erblicken erfahren wir unseren Wert in der Welt und spüren, welche Liebe wir erfahren und wie die Resonanz auf uns erfolgt. Sind wir wichtig, werden wir erwartet, interagiert da jemand mit uns, wenn wir uns bewegen? Freuen sich unsere Eltern auf uns?
So geht es weiter in der frühkindlichen Entwicklung. Wie reagieren Menschen auf uns? Dürfen wir uns selbst als Menschen zeigen? Werden wir dafür wertgeschätzt, was wir mitbringen? Oder müssen wir uns anpassen, weil wir vielleicht zu laut sind, zu fordernd, zu impulsiv?
Wer übernimmt schon in diesem Lebensabschnitt die Verantwortung für die Bewertung, die wir erfahren? Und liegt in dieser Bewertung nicht auch immer ganz viel von der Person, die gerade bewertet?
Meistens müssen wir schon als Kinder die Verantwortung für unser Verhalten selbst tragen! Sind wir z.B. zu laut, fragt sich keiner warum und woher das kommt. Es folgt meist nur die Aufforderung, leiser zu sein!
Versteht mich nicht falsch. Kinder brauchen eine authentische Resonanz auf ihre Verhalten und ihr Handeln. Es soll nicht darum gehen, jemanden "in Watte zu packen". Im Gegenteil. Es geht darum, Menschen gleichwürdig zu begegnen. Wenn sie sich unpassend verhalten sollte man zum Beispiel sich selbst hinterfragen: Wann verhalte ich mich so und welches Gefühl oder Bedürfnis verbirgt sich dahinter? Wie kann ich meinem Kind begegnen, wenn es wütend wird? So das eine Grenze deutlich wird und das Bedürfnis hinter dem Gefühl Beachtung findet.
Im Gefühl können wir uns begegnen und unsere Kinder können darin lernen, dass ihre Gefühle und Bedürfnisse eine Berechtigung haben, und nicht abgeschmettert werden mit losen Sätzen wie: "Das gehört sich nicht!". Wie weitreichender wäre die Aussage an das Kind: "Was brauchst du gerade? Ich fühle, dass du wütend bist. Ich kenne das Gefühl und ich möchte dir helfen."
Erinnere dich an deine Kindheit - kommuniziere mit deinem inneren Kind.
Denn seien wir ehrlich. Wir alle kennen die Verzweiflung, die Wut, den Frust und die Trauer, die Kinder sehr deutlich zeigen. Wir haben nur gelernt, vieles davon zu ertragen, es runterzuschlucken und so zu tun, als müsste es einfach so sein. Hätten wir gelernt, dass wir unsere Gefühle benennen dürfen ohne dadurch evtl. negative Bewertung von außen zu erfahren, wie frei uns achtsam könnten wir mit uns sein?!
Wenige Menschen lernen von klein auf, dass sie so wie sie sind, wertvoll, liebenswert und wichtig sind. Das es ok ist, wenn sie ihre eigenen Gedanken haben, dass sie Fehler machen dürfen und das sie in ihrem Zuhause einen Ort finden, an dem sie immer sie selbst sein dürfen - ein Ort der Sicherheit für ihre Seele bietet.
Und genau da beginnt Selbstliebe. Wenn du das nicht von klein auf, sozusagen mit der Muttermilch aufgenommen hast, dann steckt in dir eine kleine Stimme, die dir die Kritik aus deiner Kindheit immer wieder leise und heimlich zuflüstert.
"Du bist nicht gut genug"
"Du kannst das nicht - lass es sein"
"Ich hab dir doch gesagt, dass du dafür zu ... bist"
Als Erwachsene haben wir die Chance, dieses Selbstbild zu verändern. In dem wir erstmal anerkennen, was war. Viele Menschen machen das in Form einer Therapie. Sie erfahren dort viel darüber, woher diese Stimme kommt, in welchen Kontexten sie entstanden ist und das wichtigste:
Das es bei dieser Stimme nie um sie selbst oder ihre Fähigkeiten ging!!! Es ging immer um die subjektive Bewertung eines anderen Menschen, der evtl. seine eigene Themen auf sie projiziert hat.
Dann kannst du doch klug genug, sportlich genug, kreativ genug sein. Du kannst leise sein, obwohl alle sagen du bist laut. Deine Meinung zählt. Das, was du dir wünscht, ist gut und deine Pläne können für dich passen UND für andere nicht - und das ist OK!
Im Coaching erlebe ich das leider sehr oft: Menschen hadern mit ihrer Wahrnehmung, mit ihren Gedanken & Gefühlen, können ihren Emotionen und Einschätzungen nur wenig vertrauen. Sie hinterfragen sich und zeichnen ein "kleines" Bild von sich selbst - oft aus Angst, sie könnten sich zu groß machen und andere würden dieses zarte Kartenhaus mit einem Wisch zerstören. Was bliebe dann noch?
Was aber, wenn du ein wertschätzendes Selbst entwickelst, wenn du in den Spiegel siehst und den Menschen, der dich ansieht gut finden kannst. Wenn du stolz empfinden kannst, wenn du zufrieden sein kannst mit dir und du zeigen kannst, was dich ausmachst? Groß und stolz und selbstbewusst.
Was, wenn die Erkenntnis, dass es Menschen gibt, die dich gut finden, Menschen denen du egal bist und wieder andere, die dich nicht mögen geben wird - und das auch das OK ist?!
Das Ziel sollte nicht Selbstliebe lauten und schon gar nicht durch dich allein! Ein Ziel bedeutet in Wirklichkeit viele Ziele!
Achtsamkeit mit dir
Wertschätzung deiner Ideen
Verzeihen der eigenen Fehler und negativen Lebensinhalte
die Anerkennung deiner Stärken
USW!
In Wirklichkeit geht darum, zu verstehen woher du kommst, was dazu führte, dass du dich so wahrnimmst wie es aktuell geschieht und wie du zufrieden mit dem Menschen sein kannst, der du bist. Manchmal entsteht dadurch ein Gefühl wie Selbstliebe. Dann wird man liebevoll, heilend und achtsam mit sich - und auch das mal mehr und mal weniger! Dazu braucht es andere Menschen, die deinen Tönen Resonanz und damit Klang verleihen.
Ich wünsche dir, dass du damit beginnen kannst, dich selbst weniger unter den Druck der Selbstliebe zu stellen und wertschätzend mit deinen positiven und liebevollen Eigenschaften zu sein.
Denise
Selbstliebe oder vielmehr Selbstakzeptanz ist ein wesentlicher Faktor der Fähigkeit Resilienz. In meinem bald startenden Online Workshop werden wir uns auch sehr bewusst diesem Thema widmen. Wenn du auch Interesse hast, dabei zu sein kannst du dich hier informieren und anmelden.
Aktuell sind noch 5 Plätze frei.
Bollmannsweg 27d | 26125 Oldenburg | 0441-40577799 | info@denise-winter.de
Öffnungszeiten:
Mo | Do 08:00 - 12:15 und 15:30 - 19:00
Di 08:00 - 13:00 und 15:00 - 19:00
Mi | Fr 08:00 - 12:15
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